Wollen Sie geliebt oder gefürchtet werden?"


Unser Blick auf die unüberschaubare Menge an Fahrrädern auf dem Parkplatz des Arndt-Gymnasiums schweift zurück zu dem Herrn in Jackett, weißem Hemd und blauer Krawatte.

Im Büro des stellvertretenden Schulleiters, Herrn Kötterheinrich-Wedekind, werden wir herzlich mit Keksen und Getränken empfangen.

Ich bin stolz, dass sie da sind“, verkündet er zu Beginn unseres Gesprächs. Seine Freude über unseren Besuch spiegelt sich in der offenen Haltung wider, mit der er seinen Gästen entgegenkommt.


Herr Kötterheinrich-Wedekind, der im nächsten Schuljahr das Amt des Schulleiters von Frau Nicolas übernehmen wird, hat bereits am Anfang seiner Karriere Bekanntschaft mit dem Ernst-Abbe-Gymnasium gemacht. Mein Ausbildungsseminar war 1998-2000 am Ernst - Abbe", erklärt er. Nach dem Referendariat unterrichtete er unter anderem an der Leonardo-da-Vinci-Oberschule, bis er dann schließlich 2009 als stellvertretender Schulleiter an das Arndt-Gymnasium in Zehlendorf wechselte.


Neben seiner Laufbahn interessiert uns auch, was Herr Kötterheinrich-Wedekind in seiner Freizeit gern unternimmt. Er gibt an, dass er privat insbesondere politische und geschichtswissenschaftliche Literatur lese, aber auch Islandkrimis, und gesteht - etwas verlegen - seine Schwäche: „Ich kann mich nicht trennen von Büchern ". Er ist zudem ein leidenschaftlicher Tänzer und reist gerne.


Da er der einzige Bewerber auf das Amt des Leiters unserer Schule ist, steht die unter den Schülern oft gestellte Frage nach seinen Beweggründen im Raum.

Ich fand die Schüler und Schülerinnen nett, mag das Multikulturelle und habe mich gefreut, dass die Schule einen Schulleiter sucht",verdeutlicht Herr Kötterheinrich-Wedekind und fügt hinzu, dass er Kontraste erleben möchte. Darüber hinaus ist er bereits mit dem Neuköllner Klima vertraut, da er in diesem Bezirk gelebt hat.


Außerdem ist er begeistert von den Projekten, an denen sich unsere Schule zusammen mit anderen Schulen hinsichtlich der Sprachförderung beteiligt. „Das Ernst-Abbe-Gymnasium hat weit über Neukölln hinaus einen guten Ruf, gerade in den Bereichen Latein und Sprachbildung."

Sein beeindruckendes Interesse an unserer Schule, ihren Schülern und seine bemerkenswerte Bereitschaft, sich über unsere Aktivitäten zu informieren, machen uns gespannt auf das kommende Schuljahr unter seiner Leitung.


Unsere anfängliche Zurückhaltung weicht einer lockeren Stimmung in unserer kleinen Runde, bestehend aus den Schülern des Schreibkurses, Herrn Paffrath, Fr. Bruns und Herrn Kötterheinrich. Aber trotzdem bleibt eine Frage offen: Wie wird es im nächsten Schuljahr an unserer Schule aussehen? Herr Kötterheinrich-Wedekind versichert uns, dass vorerst keine bedeutenden Veränderungen vorgenommen werden sollen. Er möchte zunächst einmal die Schülerschaft kennenlernen und viele Fragen stellen, um sich schnellstmöglich zurechtzufinden.

Des Weiteren ist er davon überzeugt, dass ein Schulleiter präsent sein müsse. Dazu gehöre, dass man gemeinsam mit den Schülern die Pause in der Cafeteria verbringe, sodass diese sich jederzeit am ihn wenden können. Besonders wichtig sei dabei, dass Diskussionen entstehen und er somit die verschiedenen Strömungen in der Schule wahrnehmen könne.


Deshalb ist es auch nur verständlich, dass er nicht gefürchtet werden will von den Schülern.

Angst ist kein Klima, dass für eine Schule gut und gesund ist. Angstfreiheit ist das wichtigste Ziel von Schule". Diese Meinung vertreten auch die Schüler, denn Lehrer, die einen das Fürchten lehren, behindern den Lernerfolg, der sich dann in der eher mageren Halbjahresnote spiegelt, und können mit Angst auch keine Vorhaben durchsetzen.


Trotzdem weist Herr Kötterheinrich-Wedekind ausdrücklich auf die Bedeutung von Regeln hin:

Regeln und auch ihre Durchsetzung sind wichtig, sowie die positive Akzeptanz." Um eine Schule angemessen leiten zu können, müssen bestimmte Vorstellungen anerkannt und von allen Parteien akzeptiert werden. Daraus können wir entnehmen, dass Respekt gegenüber anderen eine große Rolle für ihn im Schulalltag einnimmt.


Als wir auf die Bitte einiger Schüler das immer wieder diskutierte Thema „Klassenfahrten" ansprechen, zeigt sich Herr Kötterheinrich-Wedekind als sehr kooperativ und offen und hat im Prinzip keine Einwände gegenüber Auslandsreisen.

Für gewöhnlich sorgt dieses Thema an unserer Schule für Konflikte: Konkurrenzsituationen zwischen den einzelnen Klassen und der Wunsch, endlich eigene Erfahrungen im Ausland zu sammeln, treffen aufeinander.

Herr Kötterheinrich-Wedekind möchte diesen Konflikten die Grundlage nehmen, indem er nachdrücklich an die Funktion von Klassenfahrten erinnert: „Schule ist kein Tourismus-Veranstalter. Das Soziale ist das Allererste". Eine Reise sollte soweit wie möglich inhaltlich an den Unterricht angeknüpft werden. Schließlich sei es nicht die Aufgabe einer Schule, ihren Schülern eine Möglichkeit zum Feiern zu bieten. Auch die Reisekosten sollten bei einer Fahrt bedacht werden: „Was nützt eine Klassenfahrt ins Ausland, wenn aufgrund der hohen Kosten nicht alle Schüler mitfahren können?" Wenn man für ein Teamtraining im Ausland mit immensen Fahrtkosten rechnen müsse, obwohl eine ähnliche Fahrt innerhalb Deutschlands die Hälfte kosten würde, habe man den Sinn und Zweck einer Klassenfahrt verfehlt.


Anschließend führt uns Herr Kötterheinrich-Wedekind durch die Schule und wir erhalten einen kurzen Einblick in den Schulalltag der Schüler des Arndt-Gymnasiums. Die Betonung auf Musik und die Künste ist kaum zu übersehen. Auf jeder Etage begrüßen uns andere Bilder und andere Skulpturen. Auf dem Hof stoßen wir auf ein Bild, das jedem Schüler unserer Schule bekannt ist: Absperrungen und Metallzäune, die die Bauarbeiter von den Schülern des Arndt-Gymnasiums auf dem Sportplatz trennen. Diese blicken ihren Gästen mit Neugierde entgegen.


Während unseres Rundgangs treffen wir auf Kollegen unseres zukünftigen Schulleiters, die mit bedrückter Miene betonen, welch ein Verlust sein Wechsel für die Schule sei. Auch unter den Schülern erfreut er sich größter Beliebtheit, wie eine Schülerin uns mitteilt.


Darüber hinaus gewährt Herr Kötterheinrich-Wedekind uns auch einen Einblick in seinen Lateinunterricht. Die Siebtklässler sorgen zwar für eine etwas laute Arbeitsatmosphäre im Raum, jedoch gelingt es Herrn Kötterheinrich, sie an ihre Aufgaben heranzuführen. „Man ist ja Lehrer geworden, weil man Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat", erklärt er lächelnd.

Im Anschluss wird diskutiert, wie effektiv die Stunde ablief, Vor- und Nachteile der Übung werden erörtert und die Schüler bekommen die Möglichkeit, Kritik an der Unterrichtsgestaltung zu üben und eigene Vorschläge darzulegen.

Vonseiten der Schüler ertönt ein Applaus am Ende der Stunde.

Danke für eure Mitarbeit", erwidert Herr Kötterheinrich zufrieden.


Alles in allem scheint das nächste Jahr unter der Leitung von Herrn Kötterheinrich-Wedekind ein vielversprechendes Jahr für unsere Schule zu werden, gefüllt mit neuen Ideen und einer anderen Atmosphäre.


Serap, Q2

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