Märchenhaft
Ich stehe vor einem wunderschönen Baum, bei dem die verschiedensten Schmetterlinge umher
fliegen.
Plötzlich fliegt ein rot geflügelter Schmetterling mit weißen Augen auf mich zu und schlägt mit seinen
Flügeln gegen mein Gesicht.
Wegen dem Flügelschlag musste ich meine Augen schließen.
Als ich sie wieder öffnete, sah ich ein junges Mädchen mit weißen Haaren, einem roten Kleid und
Augen, die die Farbe einer Perle hatten, vor mir stehen.
Sie lächelte mich an. Doch warte. Warum sieht sie auf einmal so groß aus? Ist sie in den wenigen
Sekunden, in dem ich meine Augen schloss, gewachsen?
Dann bemerkte ich es. Sie ist nicht gewachsen. Ich bin geschrumpft. Ich würde selbst zu einem
Schmetterling.
Wie kann das sein?... Der Flügelschlag!
Das muss es sein. Ich weiß nicht, warum oder wie das überhaupt möglich ist, aber das ist im Moment
meine einzige Option.
Als ich dies ausprobieren wollte, war das Mädchen bereits verschwunden.
Warte mal. Warum bin ich überhaupt hier und wo genau bin ich nochmal?
Eigenartig. Ich erinnere mich nicht mehr.
Was hatte ich eigentlich gerade vor?
Naja, vielleicht fällt mir dies wieder ein, während ich, wie ich es als Schmetterling immerzu mache,
fliege.
Nun muss ich weiterziehen.
Ich fliege. Ich weiß nicht, wohin, aber meine Flügel wie es scheint schon.
Eigenartig. Langsam wird das Atmen immer schwerer und ich weiß nicht wieso.
Während ich fliege, schaue ich mir die Umgebung nochmal genauer an und bemerkte etwas.
Die schöne Atmosphäre, die vor kurzem herrschte, war verschwunden.
Ich sehe nur noch eintönige Bäume und einen düsteren Himmel.
Langsam werde ich müder und müder.
Kaum kommt der Schwindel, folgt schon die Dunkelheit.
Kalt. Es ist so kalt. Langsam komme ich wieder zu Bewusstsein und merke, dass ich mich nicht
bewegen kann. Aber warum?
Plötzlich höre ich sie. Die Schreie. Und bemerke, dass ich flugunfähig in einem Käfig liege.
Was sind das für Schreie?
Dann sehe ich es. Etwas Schreckliches.
Etwas so Verstörendes, dass mir der Atem wegbleibt.
Da ist ein Mensch. Nein. Ein Mann. Nein, doch mein Mann. Das ist ein Monster. Ein Monster, der
meine Freunde tötet und sie dann aufhängt oder einfach wieder aus dem Fenster schmeißt.
Entweder sie hängen da oder sterben.
Hängen oder sterben. Nein. Es gibt kein Hängen oder oder Sterben. Nur sterben. Die die nicht
aufgehängt werden, verlieren ihre Flügel. Sie werden einfach rausgerissen.
Als ob ich nicht schon Probleme mit dem atmen habe, wird es nun noch schwerer.
Immer mehr weitet sich die Panik in mir aus und meine Tränen kommen allmählich raus.
Warum? Wieso?
Meine Freunde… Ein Moment… Etwas fühlt sich komisch an… Nein… ich kenne diese
Schmetterlinge gar nicht. Ich bin ein Mensch. Ich war ein Mensch.
Nein. Ich bin und bleibe ein Mensch.
Ich versuchte, zu schreien, doch er ignorierte mich. Oder kann er mich nicht hören?
Schreien Schmetterlinge immer, wenn sie leiden? Hören wir es nur nie?
Während ich mir dies alles in meinem Kopf denke, höre ich etwas.
Ein Quietschen. Als müsste mal wieder geölt werden. Doch dann bleibt mir mein Herz stehen.
Das war nicht irgendein Quietschen. Der Käfig. Oh Gott. Bitte nicht. Mein Atem wird immer schwerer
und dann sehe ich eine dunkle Figur vor mir.
Sind wir Menschen wirklich so schrecklich?
,,Bitte nicht. “, schluchzte ich, doch er hörte nichts.
Dieses Monster fängt an zu lächeln. Er beugt sich und versucht mich mit seinen großen und dreckigen
Händen zu fassen.
Dann, wie aus dem Nichts, beginnt die Decke einzustürzen.
Da sehe ich sie. Die Panik in seinen Augen. Ich vermutete, dass die Panik damit zu tun hat, dass er
Angst um sein Leben hat. Oh, wie ich mich irrte. Schnell beginnt er, zu den Wänden zu rennen und die
Schmetterlinge in seine Händen zu nehmen. Eine Sekunde später fällt alles und dann… sehe ich nur
schwarz.
Langsam öffne ich meine Augen und sehe, dass ich unter einem Baum liege.
Das ist nicht irgendein Baum. Hier begann alles. Heißt das… Ich… Ich bin wieder ein Mensch.
Dankeschön. Egal ob es ein Traum war oder nicht, Dankeschön. Voller Erleichterung, laufen mir die
Tränen von den Augen. Ich sehe nach oben… Die Schmetterlinge. Sie sind nicht mehr da.
Doch. Einer ist da. Warte. Nein. Nicht sie schon wieder. Ich stand schnell auf und rannte so schnell ich
konnte. Ich renne und renne, doch sie verfolgt mich. Auf einmal ist sie vor mir und bevor ich
irgendetwas machen kann, spricht sie zu mir.
Ich höre sie. Das tue ich. Wie kann das sein. Ich bin kein Schmetterling mehr.
,,Hey… “, sprach sie. ,,Ich wollte mich verabschieden. Und danke nochmal. Dank dir konnte ich
meine Freunde und Familie erlösen. Nun kann er ihnen nichts mehr anhaben und sie können in
Frieden ruhen. Du solltest dich beeilen. Deine Familie sucht schon nach dir. Ich bin froh, dass er dich
nicht bekommen hat. Weißt du… Wäre das passiert, wärst du nicht mehr hier.”
Ich sagte nichts. Ich hörte einfach nur zu. Dann, nur für wenige Sekunden, sah ich wieder das kleine
Mädchen. Sie umarmte mich und lächelte. Genau wie beim ersten Mal und dann war sie schon wieder
ein Schmetterling und verschwand.
“Mein Baby!!!”, hörte ich. Da sehe ich meine Mama und renne voll von Tränen zu ihr.
Was für eine Erleichterung... Ich falle. Aus irgendeinem Grund bin ich ruhig. Alles sieht aus, als
würde es in Zeitlupe geschehen.
Anscheinend passte ich nicht auf und fiel in ein tiefes Loch. Meine Ma. Da steht sie und schreit.
Tränen fallen von ihren Augen.
Jetzt ist es da. Ich fragte mich schon, warum ich so ruhig war.
Die Panik, das Zittern, die Angst, die Atemprobleme. Alles ist wieder da.
Alles wird wieder schneller und ich lasse meinen letzten Schrei raus.
,,MAMAAA!!!”
Sumeja, Q2